Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Horn,
aus verschiedenen Richtungen wird immer wieder der Wunsch nach mehr Betreuungsplätzen für Menschen mit intensivem Betreuungsbedarf an uns herangetragen. Dies betrifft sowohl Kinder als auch Erwachsene. Insbesondere das Thema Wohnen steht im Vordergrund.
Gründe für eine intensive Betreuung können sehr vielfältig sein. Menschen, die ein stark herausforderndes Verhalten zeigen, beispielsweise selbst- oder fremdgefährdend handeln, aufgrund von Traumatisierung starke Bindungsstörungen aufweisen (sog. Systemsprenger*innen), aber auch schlicht Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung oder schweren Mehrfachbehinderung, Epileptiker*innen oder Menschen mit Autismus. Oftmals leben diese auch als Erwachsene noch in ihren Familien, die dadurch sehr belastet sind, in Pflegefamilien oder werden von einer stationären Einrichtung in die nächste verlegt. Es gibt nur sehr wenige Einrichtungen, die überhaupt in der Lage sind, eine adäquate Betreuung anzubieten. Da solche Betreuungsmöglichkeiten oftmals auch weit im Umkreis verstreut liegen und viele Freiburger Kinder, Jugendliche und Erwachsene auch im Umkreis versorgt werden, möchten wir darum bitten, unsere Fragen im Gesamtkontext zu beantworten und nach Möglichkeit einen Umkreis von 50 km zu Freiburg miteinzubeziehen.
Wir bitten um die Beantwortung folgender Fragen zu diesem Themenkomplex:
1. Welche Betreuungsmöglichkeiten für Menschen mit einem intensiven Betreuungsbedarf sind Ihnen bekannt?
- a. Sind diese in der Lage, Menschen mit den o. g. Problemlagen zu betreuen?
2. Handelt es sich hierbei um Großeinrichtungen? (Im Sinne der UN- Behindertenrechtskonvention sind Großeinrichtungen nicht mehr zeitgemäß und sollten durch kleinere Einheiten oder gleich durch ambulante Settings ersetzt werden.)
3. Sind ausreichend Betreuungsplätze für Menschen mit intensivem Betreuungsbedarf im Umkreis von 50 km verfügbar? Falls nein, wie stellt sich das Verhältnis von Betreuungsplätzen zu tatsächlich benötigten Plätzen dar?
4. Welche ambulanten Möglichkeiten zur Betreuung der o. g. Personengruppen existieren und welche davon sind aktuell tatsächlich verfügbar? (Das sog. Intensiv Ambulant Betreute Wohnen ist uns bekannt, wird aber i.d.R. solchen Problemlagen nicht gerecht)
5. Wie werden Familienangehörige, die Menschen mit intensiven Betreuungsbedarf pflegen, unterstützt und entlastet?
6. Für welche Personengruppe ist aus Sicht der Stadtverwaltung Handlungsbedarf gegeben? Zum Beispiel durch Schaffung weiterer Betreuungsplätze oder Möglichkeiten zur besseren Betreuung (Stichwort Fachleistungsstunden oder Personalschlüssel).
7. Welche Betreuungskonzepte liegen den bestehenden Einrichtungen und Wohnformen zu Grunde und können diese mit den aktuellen Mitteln kostendeckend umgesetzt werden?
8. Existieren therapeutische Wohngruppen oder ähnliche therapeutische Maßnahmen?
9. Besteht in Punkto Kostendeckung Dissens zwischen Leistungserbringenden und Leistungsträger*innen? Falls ja, in welchen Punkten?
10.Wie kann der Gemeinderat die Stadtverwaltung unterstützen, um ggf. Missstände zu beseitigen oder adäquate Betreuungsmöglichkeiten zu schaffen?
Sollten einige der Antworten der Vertraulichkeit unterliegen, bitten wir um entsprechende Unterrichtung in einem persönlichen Gespräch.
Mit freundlichen Grüßen
Ramon Kathrein Stadtrat