Sehr geehrter Oberbürgermeister Horn,
sehr geehrte Bürgermeisterin und Bürgermeister,
liebe Anwesende,
Die Studie zur „Klimazukunft in Baden-Württemberg“ zeigt uns einen möglichen Worst-Case-Verlauf der Klimakrise und dessen Auswirkungen für Freiburg. Der „Worst-Case-Verlauf“ wurde deshalb genauer untersucht, weil er laut den beteiligten Wissenschaftler*innen die aktuelle Situation am besten widerspiegelt. Die Stadtverwaltung macht mit ihrem Konzept zur Klimaanpassung und der dezernatsübergreifenden Bereitschaft, sich an Maßnahmen zur Klimaanpassung zu beteiligen das Richtige. Aber wie reagieren wir im Gemeinderat politisch, auf die regelmäßigen Hiobsbotschaften im Bereich Klimaschutz?
Ich könnte jetzt denselben Song nochmal spielen, der hier bei jeder Rede zum Thema Klimaschutz gerne abgespult wird und angebracht wäre es allemal: Klimaschutz ist wichtig, wir müssen endlich mehr machen, wir brauchen mehr Hilfe von Bund und Land, wir müssen Klimaschutz sozial gerecht machen, wir müssen Klimaschutz effizient machen und so weiter und so fort. All das ist richtig, all das ist bekannt.
Und all das verkennt die Situation, wenn es, wie von den meisten Fraktionen hier im Raum, am Ende dazu genutzt wird, um Klimaschutzmaßnahmen zugunsten der eigenen, politischen Themen in Frage zu stellen und zur Verhandlungsmasse zu machen.
In diesem Gremium wären wir niemals auf die Idee gekommen wären die Notwenigkeit einer Impfung in Frage zu stellen, bloß weil wir uns darüber gestritten haben, welche Maßnahmen außerdem sozial, kulturell und aus Gründen des Gesundheitsschutzes notwendig sind um gut durch die Krise zu kommen. Warum passiert uns das bei der Klimakrise?
Wenn wir so fortfahren wie bisher, dann landen wir genau dort, wo die Studie uns in 30 Jahren sieht. Bei mehr Hitzetoten, bei einem Rückgang unserer Wasserreserven und bei einer Kettenreaktion von sich gegenseitig verstärkenden Effekten, deren Auswirkungen gar nicht dramatisch genug beschrieben werden können.
Gegen die Klimakrise hilft nur Politik, und die ist am besten, wenn sie konkret wird und dabei von vielen getragen ist. Wir können und müssen die Welt nicht von Freiburg aus retten, aber dass wir unsere eigenen Klimaziele einhalten, dafür sind wir verantwortlich.
Der Grundkonsens dafür muss sein, dass wir die Klimakrise als das behandeln, was sie ist. Sie nicht bloß ein grünes Thema und ihre Folgen sind viel zu groß und weitläufig, als dass sie nur unter der Kategorie Umweltschutz subsummiert werden kann. Wir alle, und damit meine ich wirklich alle, nicht bloß die Umweltpolitker*innen sind gefordert, uns mit der Situation auseinanderzusetzen, und aus jedem politischen Richtung Lösungsvorschläge zu entwickeln, die darüber hinaus gehen nur mehr Effizienz, mehr Soziales oder mehr Innovation auf das zu packen, was wir bisher machen, denn es ist nicht genug. Und die aktuelle Studie zeigt uns auch, dass es nicht darum geht sich als Retter*innen der Welt zu inszenieren, sondern auch um Freiburg, wie wir es kennen.