Mit großem Bedauern vernahm die JUPI Fraktion die Nachricht, dass Freiburgs einziger Spätkauf der „Bis Späti“ im Stühlinger im Juni 2021 seinen Laden schließen muss. Dem voraus gegangen war ein Lärmkonflikt mit Anwohner*innen, bei welchem es im Schwerpunkt um die Nutzung des anliegenden Lederplatzes ging. Die Anwohnenden und der Bürgerverein Stühlinger machten den Späti für die verstärkte Nutzung des Platzes in den Abend- und Nachstunden verantwortlich. Nach nur wenigen Monaten beschritten die Anwohnenden direkt den juristischen Weg und klagten gegen den Spätkauf und seinen Vermieter. Eine außergerichtliche Einigung zwischen Vermieter und Kläger*in sorgt nun dafür, dass der Mietvertrag mit dem Spätkauf 2021 nicht mehr verlängert wird.
„Eine wirkliche Dialogbereitschaft ist bei den Anwohnenden und dem Bürgerverein hier nicht zu erkennen“ analysiert Stadtrat Simon Sumbert, „sonst würde man hier nicht nach nur einem Sommer des Konfliktes direkt den Rechtsweg beschreiten. Wirklich Zeit für eine einvernehmliche Lösung, bei der sowohl das Bedürfnis nach Ruhe sowie das Bedürfnis nach geselligem Zusammensein verbunden werden könnte, bleibt so nicht“
Mit dem Spätkauf verliert Freiburg eine weitere Institution des Freiburgers Nachtlebens. Die starke Nutzung des Lederleplatzes zeigte recht deutlich ein großes ungestilltes Bedürfnis nach öffentlichem Raum für gesellige Abende.
„Freiburg ist die zweitjüngste Stadt Deutschlands“, ergänzt Stadträtin Sophie Kessl, „Ein solcher Umgang mit junger Kultur ist einer Stadt wie Freiburg deshalb nicht würdig.“
„Es sollte auch nicht vergessen werden, dass Plätze wie der Platz der alten Synagoge oder der Lederleplatz im Gegensatz zu vielen Kneipen und Clubs barrierearm sind“ fügt Stadtrat Ramon Kathrein an.
Sollte Freiburg weiterhin so restriktiv mit dem kulturellen Angebot für junge Menschen umgehen, wird sich das früher oder später auf die Attraktivität unserer Stadt auswirken.
Maria Mena, Stadträtin: „Das Spätikollektiv hat selbst organsiert einen Raum geschaffen für Austausch und Kultur und nebenbei noch erfolgreich einen kleinen Betrieb ins Leben gerufen. Das ist genau der Spirit der in Freiburg oft fehlt und der offenbar auch nicht erwünscht ist.“ „Freiburg braucht ein Wechsel in der Kulturpolitik.“ ergänzt Stadtrat Sergio Schmidt, „Der Fokus der kommenden Jahre sollte in der Stärkung von Pop- und Subkultur liegen. Das beginnt in der Verteilung städtischer Zuschüsse, in der Bereitstellung von Räumen und Orten und in einem Umdenken in der Verwaltung. Junge Kultur ist für die Stadt eine Bereicherung und kein Problemfall.“