Die Stadtverwaltung plant zusammen mit dem Landkreis ein neues Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit Schwerpunkt geistige Entwicklung zu errichten. Schon Ende dieses Monats soll der Gemeinderat 5 Mio. Euro dafür bewilligen.
Für uns ist das ein Signal in die komplett falsche Richtung. Statt die Exklusion behinderter Kinder über den Neubau von „Sonderschulen“ zu verfestigen, müssten diese Mittel in die Verbesserung der inklusiven Beschulung gesteckt werden. Vielen Freiburger Regelschulen fehlt es an qualifiziertem Personal und Räumen, um eine bedarfsgerechte inklusive Beschulung zu ermöglichen. Aus diesem Grund ziehen viele Eltern von Kindern mit Behinderung das SBBZ einer Regelschule vor. „Die Wahlfreiheit der Eltern ist uns wichtig, jedoch muss eine Wahl auch wirklich gegeben sein. Wenn Regelschulen baulich und personell nicht auf Kinder mit Behinderungen eingerichtet sind, muss zunächst hier nachgebessert werden“, betont Stadtrat Ramon Kathrein.
Die UN-Behindertenkonvention, welche auch von Deutschland ratifiziert wurde, sieht vor, dass alle Menschen mit Behinderung ein Recht auf den Besuch einer inklusiven Schule haben. Die Pläne der Stadt stehen dem diametral entgegen. Für unsere Gesellschaft ist es enorm wichtig, dass Kinder mit und ohne Behinderung schon in jungen Jahren von und miteinander lernen können. Davon profitieren letztlich alle. Um Inklusion zu ermöglichen, bedarf es auch mehr Anstrengungen seitens der Landesregierung, welche die Behindertenkonvention nur halbherzig umsetzt.
In der letzten Gemeinderatssitzung wurden verschiedene Schulneubauten in Dietenbach, am Bertholdgymnasium und am Tuniberg beschlossen. Ziel muss es sein, auch hier die Inklusion direkt mitzudenken! Auch Kinder mit Behinderung sollten möglichst nah am Wohnort auf eine Schule gehen können. Ein SBBZ in einer Umlandgemeinde darf nicht das Ziel der Freiburger Schulpolitik sein.
Initiativen, die sich seit Jahren für Inklusion einsetzen, sind von den Plänen eines SBBZ-Neubaus zurecht enttäuscht. So kritisiert auch der Behindertenbeirat die Pläne scharf. „Wir müssen alle Ressourcen in Inklusion stecken, statt damit die Exklusion im wahrsten Sinne des Wortes in einem SBBZ-Neubau zu zementieren“, fordert Kathrein.