Unser Stadtrat Simon Sumbert durfte gestern bei der Gedenkveranstaltung zur Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz in der Freiburger Synagoge ein Grußwort halten. Neben einem Gebet fand dort ein Zeitzeugengespräch mit Paul Sobol, Auschwitzüberlebender und Christoph Heubner, Vize-Präsident des Auschwitz Komitees statt.

Sehr geehrter Herr Sobol,

Sehr geehrter Herr Heubner,

Sehr geehrte Damen und Herren,

Vor genau 75 Jahren und 6 Tagen erreichten Soldaten der Roten Armee das Konzentrationslager Auschwitz und befreiten die dortigen Insassen, die bis dahin überlebt hatten.

Wir gedenken heute allen Opfern des Holocausts und denken auch an jene, die überlebt haben und von den Qualen schwer gezeichnet wurden.

Eine der Überlebenden der Hölle von Auschwitz war Anita Lasker. Ein Mädchen, damals ungefähr in meinem Alter. Nur Tage nach ihrer eigenen Befreiung aus dem KZ Bergen-Belsen sagte sie in einem Interview gegenüber dem englischen Fernsehen: „Auschwitzer Häftlinge, die wenigen, die geblieben sind, fürchten alle, dass die Welt nicht glauben wird, was dort geschehen ist.“

Ich finde, dass allein durch dieses Zitat die immense Bedeutung einer intensiven, deutschen Erinnerungskultur.

Der 27. Januar als Tag der Befreiung Auschwitz markiert symbolisch das Ende eines unfassbaren Zivilisationsbruches und einer Form von menschlicher Grausamkeit, die bis heute weltweit einmalig ist und es hoffentlich auch immer sein wird.

Ich empfinde es als die Verantwortung und die Pflicht jeder Generation in Deutschland aus dem „hoffentlich“ ein „garantiert“ zu machen. Unmittelbar mit dieser Verantwortung verbunden, ist neben der Pflege einer aktiven Erinnerungskultur auch eine ausgeprägte Bildungs- und Aufklärungsarbeit in Bezug auf die Shoa und Antisemitismus im Allgemeinen, insbesondere auch in Bezug auf junge Menschen. 

„Nie Wieder!“ lautet der Ausruf, der in den letzten Tagen wieder vermehrt genutzt wurde, um sich zu genau dieser Erinnerungskultur zu bekennen. Und trotz der Vielzahl an diesbezüglichen Äußerungen muss man leider festhalten, dass die Zahl an antisemitischen Straftaten in Deutschland und besonders in Freiburg in letzter Zeit konstant steigt.

Um diese Entwicklung zu bekämpfen muss allen bewusst werden, dass „Nie Wieder“ mehr ist als nur ein Aufruf, sich zu erinnern. Es ist eine Grundhaltung und ein bedingungsloses Bekenntnis gegen jeden Antisemitismus jetzt und in Zukunft. Dieses Bekenntnis darf jedoch nicht nur abstrakt bleiben. Es verlangt sowohl im Alltag als auch in der Politik konkretes Handeln, egal ob es sich um rechten, linken, oder religiös bedingten Antisemitismus handelt.

Ein wichtiger, konkreter Beitrag auf kommunaler Ebene wäre, dass die Stadt Freiburg ihre Städtepartnerschaft mit Isfahan konsequent in Frage stellt, solange das autoritäre und antisemitische Regime im Iran das Existenzrecht des jüdischen Staates Israel leugnet und Terrororganisationen finanziert, die sich dem Tod allen jüdischen Lebens verschrieben haben.

Denn konkret bedeutet „Nie Wieder!“ nicht nur „Nie wieder Auschwitz“ oder „Nie Wieder Faschismus!“, sondern eben auch „Nie wieder Kooperation mit antisemitischen Extremisten“ und zwar egal zu welchen Bedingungen.

Dankeschön.